Riding the Steward-Cassiar-Highway - Things to know

10 Tage | 897,7km | Fahrzeit: 54h 54min | 20365 kcal | 9112 Höhenmeter the-steward-cassiar-highway-description-road-conditions

Kurz vor Watson Lake bogen wir vom Alaska Highway ab in Richtung Süden. Der Steward-Cassiar Highway führt vom Alaska Highway, durch British Columbia bis nach Kitwanga, BC. Den breiten und gut ausgebauten Alaska Highway mit viel Verkehr gewohnt, waren wir überrascht über die schmale und kurvenreiche Straße des Steward-Cassiar Highways. Insgesamt schmäler, kein Seitenstreifen, keine Straßenmarkierungen, mit wenig Verkehr und mitten durch den Wald erinnerte uns die Straße eher an eine Dorfstraße daheim als an einen Highway. Doch genau das wollten wir und so freuten wir uns auf 900km auf dieser einsamen Straße! Die ersten beiden Tage fuhren wir durch ein Waldbrandgebiet, dort standen nur noch verbrannte Baumstumpfen. Kein einziges Tier sahen wir und es war sehr ruhig und ein bisschen gespenstisch. Später erzählte man uns, dass der Wald 6Monate lang brannte und nur heftiger Regen konnte ihn löschen. Doch zu unserer Freude sahen wir schon wieder kleine, 5-10cm hohe Bäume wachsen. Wenig später trafen wir auf Goldsucher und wir fragten kurzerhand nach einem Interview, das wir dann auch bekamen. Schon seit 30 Jahren suchte die Familie hier nach Gold und das Prinzip hat sich seit dem Goldrausch nicht geändert, nur die Hilfsmittel sind andere geworden. Statt wie früher mit einer Goldpfanne wäscht man heute das Gold mit einem „Shaker“, einer riesigen Maschine. the-steward-cassiar-highway-description-road-conditions Im einsetzenden Regen fuhren wir weiter gen Süden und trafen ziemlich bald auf den Ort Jade City. Dort wird im umliegenden Gebirge Jade abgebaut und es gibt ein kleines Geschäft mit Jadeschmuck. Dort stellten wir uns vom Regen unter und bekamen eine heiße Tasse Kaffee. Als der Regen nicht aufhörte beschlossen wir dort zu bleiben, denn man konnte nebenan kostenlos zelten. Nach Jade City wurde das Wetter dann besser und es blieb sonnig, der Gegenwind blieb die meiste Zeit. Die Hauptwindrichtung im Spätsommer in British Columbia ist von Süd nach Nord, das gilt es bei der Planung einer Fahrradtour am Steward-Cassiar-Highway zu beachten. the-steward-cassiar-highway-description-road-conditionsAn der Meziadin Junction angekommen, stand ein kleiner Tagesausflug nach Steward, British Columbia und Hyder, Alaska an. Der Highway nach Hyder nennt man hier auch den „Glacier Highway“. Man fährt mitten durch ein riesiges Gebirge mit eisblauen Gletschern. Einer davon ist der „Bear Glacier“. Er liegt auf ca. halber Strecke zwischen Meziadin Junction und Steward und fließt direkt neben der Straße in einen kleinen Gletschersee. Hinter Hyder kann man noch den „Salmon Glacier“ besichtigen. Eine Forststraße führt zum Gletscher hinauf und man hat einen wunderbaren Blick über diesen immensen Gletscher. Wirklich sehenswert! Die letzte Attraktion in Hyder ist der „Fish Creek“. Dort beenden im Spätsommer die Lachse ihre lange Reise vom Ozean um dort zu laichen. Eine Brücke führt mehrmals über diesen Bach und ist der perfekte Spot um Grizzlies beim Fischen nach Lachsen zu beobachten. Leider waren an diesem Tag keine Bären im Creek gesehen worden. the-steward-cassiar-highway-description-road-conditions Was man noch wissen muss: Die Chance hier auf Schwarzbären zu treffen liegt bei fast 100%. Im Umkreis von ca. 200km um die Meziadin Junction sahen wir in 2 Tagen insgesamt 16 Schwarzbären auf dem Highway! Meistens standen sie direkt am Straßenrand und fraßen Blaubeeren. Sobald sie uns entdeckten flohen manche ins Gebüsch, andere warteten ein wenig ab und gingen dann ganz gemächlich über die Straße. Es ist atemberaubend diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben, insbesondere aus der Nähe und vom Fahrrad aus. Da wir als Fahrradfahrer verwundbarer sind als in einem Auto, galt für uns besondere Vorsicht im Land der Bären! Wir haben uns vor der Tour im Internet gut informiert und einige Verhaltensregeln aufgestellt:

Die Regel Nummer Eins für uns war „Lass den Bären wissen, dass du da bist“! Diese Regel gilt sowohl für Fahrradfahrer als auch für Wanderer. Entdeckten wir einen Bären im Gebüsch bevor es uns sah, versuchten wir mit Lärm auf uns aufmerksam zu machen. Dazu benutzen wir entweder unsere Stimme oder den Leerlauf unseres Fahrrads. Manche stellten sich dann auf die Hinterbeine. Das ist nicht etwa ein Zeichen von Aggressivität, wie man vielleicht meinen würde. In Wirklichkeit steht ein Bär auf, um besser zu sehen. the-steward-cassiar-highway-description-road-conditions Die zweite wichtige Regel für uns war, niemals zu rennen. Egal wie nah ein Bär ist, sollte man nicht schreiend vor ihm weglaufen, denn dann sieht er dich als Beute. Vielmehr heißt es Ruhe bewahren und langsam Abstand gewinnen. Wir erlebten eine Situation, in der ein Schwarzbär uns sehr nahe war. Wir standen auf dem Seitenstreifen, als plötzlich auf der anderen Straßenseite ein großer Schwarzbär aus dem Gebüsch kam und 10 Meter vor uns stehen blieb. Wir blieben regungslos stehen. Zuerst widmete er sich wieder den Beeren, doch dann machte er ein paar Schritte in unsere Richtung. Wir beschlossen lieber Abstand zu gewinnen und schoben unsere Räder langsam davon, immer ein Auge auf den Bären gerichtet und ihn beobachtend. Damit verschwand er auch wieder im Gebüsch. Die meisten anderen Bären sahen wir schon weit vorher und stoppten, sobald sie uns entdeckten, ließen Abstand und warteten bis sie wieder verschwunden waren. Bei all unseren Begegnungen mit Bären unterm Fahren, hielten wir uns an diese Regeln und keiner der Bären zeigte eine aggressive Verhaltensweise. Selbst eine Bärenmama mit drei Jungen konnten wir aus einiger Entfernung ca. eine Stunde lang beobachten. the-steward-cassiar-highway-description-road-conditionsWas das Zelten in dieser Gegend betrifft, hielten wir uns an die wohl wichtigste Regel: kein Essen, Trinken oder Hygieneartikel im Zelt! Sicher in unserer Bärenbox verstaut, deponierten wir unser Essen ca. 300m weg vom Zelt. Bisher hat die Box noch keine Kratzspuren von Bären. Wenn man sich an diese Regeln hält, dem Bären mit Respekt begegnet und ihm genügend Raum gibt, werden diese atemberaubenden Begegnungen zu einem unvergesslichen Erlebnis im positiven Sinne! Man darf niemals vergessen, dass wir in ihren Lebensraum eindringen und nicht umgekehrt. Und einige Verhaltensweisen, wie das Beschützen der eigenen Kinder vor Fremden finden wir doch in uns selbst meistens wieder! Nichts desto trotz, ein Bärenspray zur Verteidigung hatten wir dabei und immer griffbereit in unserem Getränkehalter, doch bisher mussten wir es noch nicht einsetzen und hoffen für uns und die Bären, dass es niemals dazu kommt! the-steward-cassiar-highway-description-road-conditions