Tag 1 - Übernachtung im Prudhoe Bay Hotel
"Wenn ihr aus dem Flughafen rausgeht, werdet ihr merken, dass sie da sind" Zitat eines Mitfliegenden über Moskitos. Und ja es gibt sie hier oben, aber wir haben es uns schlimmer vorgestellt, aber sagen wirs so 3-4 sind immer um dich herum. Und sie sind zweimal so groß wie in Deutschland, autsch... Gerade haben wir noch ein letztes mal geduscht und gönnen uns ein Hotel hier oben, bis es uns dann morgen in die Prärie rauszieht. Das Hotel hats auch in sich: Im Preis ($110 p. P.) sind Essen und Trinken durchgehend enthalten über den ganzen Tag. Morgen werden wir uns noch mit Bärenspray versorgen und dann geht die Reise los!
Tag 2 - Die Tour hat begonnen!
Distanz: 78,63km | Zeit: 5:12Nach einer kurzen Nacht im Prudhoe Bay Hotel bereiteten wir uns auf unsere große Tour vor. Da das Packet mit dem Bärenspray noch nicht da war, war der Zeitpunkt unserer Abreise noch nicht sicher. Also machten wir uns erstmal übers üppige Frühstücksbuffet her und ans Postkarten schreiben (34 Stück). Als gegen Mittag klar war, dass unser Bärenspray heute in Deadhorse ankommen würde, machten wir uns an die letzten Vorbereitungen (Packen, Benzin für den Kocher holen, Postkarten absenden etc.). Beim Mittagessen trafen wir noch einige Motorradfahrer, die uns auch gleich einluden bei Ihnen zu übernachten in Prince George und Vancouver, da wir dort ja vorbeifahren. Als letzes ging es noch zum Post Office, wo auch das berühmte Schild von Deadhorse hängt. Im Office verewigten wir uns noch mit einem Foto an der Besucherwand. Dann war es soweit, die Tour konnte starten um ca. 17 Uhr!
Spot an und los geht die Fahrt. Bald merkten wir auch, was alle meinten mit: Die Mosquitos sind das schlimmste! Sobald man vom Radel steigt ist es einfach nur noch unerträglich. Ein Schwarm Mosquitos ist dir ständig dicht auf den Fersen. Schnell packten wir unser Mosquitonetz aus! Die Straße war zwar ungeteert, ließ sich aber dennoch gut fahren. Gleich hinter Deadhorse trafen wir Hanive, einen jungen Argentinier, der mit seinem Rad von Argentinien hergefahren ist und nun zurück trampen wollte. Er erzählte uns er habe kein bärenspray dabeigehabt, mutig mutig!! Unser Puls erhöhte sich nach ca. 40km etwas, als wir in der Ferne einige braune Objekte ausmachten, und sie bewegten sich. Wir blieben stehen und fragten uns ob das wohl Bären sind. Aber so viele auf einmal? Das Teleobjektiv sollte Aufklärung verschaffen und wir vermuteten es seien Bären, ca. 10 Stück auf einem Haufen direkt neben der Straße! Das Herz rutschte uns förmlich in die Hose und wir überlegten was zu tun war. Denn die Tiere kamen näher. Doch plötzlich erkannte Caro durch das Tele, das sind Büffel!!
Puh, Gott sei Dank! So folgte die erste Tierfotosession der Tour. Wir radelten gemütlich vor uns hin, den Blick immer wieder über die weite Grasebene streifend, um Ausschau nach Bären zu halten. Wir radelten bis ca. 11 Uhr und hielten an um Spaghetti zu kochen. Dabei überraschte uns ein kleines Karibu, was nervös hin und her lief…. Unsicherheit machte sich breit in uns und plötzlich erkannten wir ein großes dunkelbraunes Tier in der Nähe. Sofort packten wir alles zusammen und flohen. Aus den Spaghetti wurden zwei hastig eingeworfene Powerriegel unterwegs. Lange fuhren wir jedoch nicht mehr, denn Müdigkeit machte sich breit und so bauten wir nach gründlicher Bärinspektion unser Zelt neben der Straße auf, verstauten unser Essen einen Kilometer entfernt und erholten uns von den ersten Schocks.
Tag 3 - Moskito Tag!
Distanz: 86,00km | Zeit: 5:58Moskitos, Moskitos und noch mehr Moskitos….. Sie sind einfach überall und in scharenweise. Durch den Großteil unserer Kleidung können sie zwar nicht hindurchstechen, aber an ein paar Stellen kommen sie doch durch: Socken und Handschuhe. Dort haben wir jetzt haufenweise Mückenstiche, meist 10 oder mehr! Was uns auf der Strecke nun auch auffiel. Die Berge fingen bereits 112km nach Deadhorse an. Wir vermuten, dass es günstiger war die Straße einfach gerade über die Berge zu bauen anstatt Tunnel zu installieren. Also hatten wir einige nette Steigungen zu bewältigen. Die Straße ist immer noch ungeteert und wir werden manchmal in dichten Staub eingehüllt, wenn ein Truck an uns vorbeifährt. Die meisten Trucker halten viel Abstand zu uns beim Überholen, nur wenige sind keine wirklichen Fahrradfreunde. Da es länger nicht geregnet hatte ist die Straße trocken und staubig. Eigentlich ist die Straße bisher unerwartet gut, nur ein paar kleine Schlaglöcher fallen uns auf. Es scheint als würden die Ölfirmen viel Geld in den Erhalt der Straße stecken.
Nach 86km suchten wir uns einen Platz zum Zelten, den wir gründlich untersuchten, da wir ein paar Tierspuren entdeckten. Es waren Elch- oder Karibuspuren im Sand des Sag Rivers zu Sehen. Beim Kochen sahen wir auch einen Hirsch, der den Fluss überquerte und dann verschwand.
Tag 4 - Campen am Galbraith Lake
Distanz: 52,00km (+27km im Leitfahrzeug) | Zeit: 4:30Mehr Moskitos und schlechtere Straßenbedingungen bestimmten den Tag. Fast hätte Mathias einen Unfall mit einem Karibu gehabt. Wir fuhren mal wieder einen Berg hinunter und es lief vor uns her und konnte sich wohl nicht entscheiden ob es die Straße nach links oder rechts verlasse sollte. Karibus sehen irgendwie lustig aus wenn sie versuchen schnell zu laufen. Eigentlich joggen sie nur vor einem her und drehen sich immer wieder um. Und sind dann erstaunt dass man immer noch da ist. Ein Karibu ist hier übrigens die wilde Form eines Rentieres. Gegen Ende des Tages kamen wir an eine riesige Baustelle auf dem Highway. Hier mussten wir unsere Fahrräder auf die Ladefläche des Pilotautos, welches die Trucks sicher durch die 27km lange Baustelle führt packen und mit dem Auto fahren. Es war nicht erlaubt mit dem Fahrrad hindurch zu fahren wegen all den riesigen Baustellenfahrzeugen. Michelle, unsere Fahrerin lebt und arbeitet hier und ihr Camp ist direkt neben einem Campingplatz am Lake Galbraith, wo sie uns absetzte. Nach ihrem Arbeitstag trafen wir sie noch einmal um sie für unsere Dokumentation zu interviewen.
Die Nacht verbrachten wir an jenem Campingplatz direkt am Fluss zwischen den hohen Bergen der Brooks Range. Wir wussten der nächste Tag würde anstrengend werden, da es zum 1425m hohen Atigun Pass hinaufging. Oh, wir hatten keine Ahnung wie anstrengend!
Tag 5 - Feucht und windig!
Distanz: 54,40km | Zeit: 6:30Brooks Range heißt die Gebirgskette, die sich zwischen Deadhorse und Coldfoot Camp befindet. Heute wollten wir den Atigun Pass erreichen und ein langer Anstieg in die Berge stand uns bevor. Doch damit nicht genug machte uns ein starker Gegenwind das Leben schwer und die Fahrt sehr anstrengend. Wir kamen nur langsam voran. Trotzdem fuhren wir hinein in ein wunderschönes Tal, zwischen zwei hoch aufragenden Bergketten. Wenn man einem abzweigenden Tal folgt, findet man hunderte von Kilometern keine Straße oder Ortschaften. Es ist einfach eine unglaubliche Erfahrung und sehr entspannend in so einer menschenleeren und einsamen Gegend der Erde zu sein. Der Dalton Highway folgt einem Tal hinein in die Brooks Range und steigt langsam aber stetig an.
Aufgrund des heftigen Gegenwindes konnten wir nur sehr langsam fahren und als wir das steilste Stück des Atigun Pass hinaufstrampelten und eine kleine Pause einlegten, stoppte ein Pickup mit zwei Gemeindearbeitern. Sie boten uns an uns bis oben mit zu nehmen. Das Angebot konnten wir nach so einem Tag dann doch nicht ausschlagen und buchsierten unsere Räder auf die Ladefläche des Pickups. Sie fuhren uns bis zu unserem heutigen Zeltplatz an einem kleinen Flughafen für Buschflugzeuge, dem Chandelar Shelf Airport.
Tag 6 - Was kommt nach feucht? Genau Matschtag!!!
Distanz: 98,40km | Zeit: 5:50Nach einer sehr regnerischen und feuchten Nacht brachen wir eher spät von unserem Camp auf Richtung Coldfoot. Die Straße, immer noch Kies, war noch feucht und es nieselte leicht. Perfektes Radlwetter also! Schon nach wenigen Metern waren wir von oben bis unten voll mit Schlamm. Das Fahrrad hatte eine neue Lakierung bekommen, matschbraun. Nach ca. 50km, dann endlich der lang herbeigesehnte Teer! Das Wetter war auch wieder sonnig und wir wurden die erste 8km wieder vom Pilotauto gefahren, wegen der Baustelle. Dort unterhielten wir uns noch mit einem Arbeiter, der lange in Berlin gelebt hatte. Ihn treffen wir am nächsten Tag in Coldfoot wieder. Nun ging es auch merklich besser vorwärts als auf Kies und wir konnten ordentlich Gas geben. Kurze Zeit später sahen wir in der Ferne etwas Dunkles über die Straße huschen und zückten gleich mal unser Bärenspray. Doch wieder falscher Alarm. Es war eine andere Radfahrerin, die uns entgegenkam und sich gerade Regenklamotten überzog. Recht hatte sie, denn wenig später begann es so heftig zu regnen wie wir es noch nie erlebt hatten. Auf einen Schlag waren wir komplett durchnässt und unsere Räder wieder sauber. 500m weiter war der Spuk schon wieder vorbei. Am Abend erreichten wir dann Coldfoot, eine Art Truck Stop und futterten uns erstmal durch Buffet. Eine warme Dusche (für 15$!) und eine Waschmaschine gab es oben drauf.